Als ich das gepunktete Bernsteinzimmer im gestreiften Pyjama durchquerte
- wortbeat
- 19. Juni 2020
- 5 Min. Lesezeit
Weiter geht’s. Hier die Fortsetzung vom Vorhergehenden in der nachfolgenden Besetzung. Brügge sehen und sterben, die Brücke von Arnheim, Iris Berben, Lauras Stern, Grenzpunkt Null inklusive Rex Joswig, Xavier Naidoo, die Sportfreunde Stiller und Werner. Mir dünkt, immer weniger Semiprominente wollen in meinen Geschichtchen mitwirken. Das finde ich löblich, da bleibt mehr Unsinn für mich.
Verlegenheit machte also in der Tat Liebe. Doch bevor wir von Brüssel zurückflogen, wollte ich noch Brügge sehen, um nicht zu sterben und musste noch einmal über niederer Lande Brücke bei Arnheim gehen, um in Antwerpen für meine Erben zu werben und um sie nie wiederzusehen. Wie der Zufall es wollte, traf ich dort Iris Berben, die wollte sich in Antwerpen als Juwel bewerben. Ich wünschte ihr viel Glück, auch ohne Scherben und ging zu meiner Freundin zurück, die, wie nun offiziell bekannt gegeben, auch meine Verlegerin war, wie ich verlegen zugeben muss. In der letzten Nacht voller Höhepunkte, einschließlich unserer Trauung in Las Vegas, fand ich das Kamasutra unter der Matratze des Hotelbettes, was für eine Strapaze, aber so jung würden wir nie wieder zusammen kommen. Am Morgen versicherte ich ihr ein schönes Leben und hoffte sie würde alle weiteren Bücher von mir verlegen. Dann flogen wir zurück nach D-Land und wurden unseres Lebens nicht mehr froh, außer in ekstatischen Momenten, also des Öfteren. Sie verlegte sich weiterhin aufs Verlegen von Publikationen, nebenberuflich auch von Fliesen in allen Farben zum Genießen. Das hatte sie mir nicht nur in Gießen bewiesen. Ich begann derweil nach einer neuen Geschichte zu suchen und kam an den gewissen Punkt, an dem ich nicht vorbeikam.

Im Bernsteinzimmer fand ich den G-Punkt auch nicht, also suchte ich weiter und folgte dem am lautesten leuchtenden Stern, der mich sehr an Laura erinnerte. Das mephistophelisch leuchtende große M ignorierte ich, obwohl es dort auch sehr laut war. Am Drive Inn standen ein Dreirad und ein Bobby-Car, das hatte sogar eine Minibar. Das war mir dann doch zu sonderbar, ich folgte dem Stern und ging über Bethlehem nach Sansibar. Auf dem dortigen Basar hoffte ich den G-Punkt zu finden, um mich nicht in gewissen Stunden, gleich zu binden. Bedingungslos beschloss ich, mir ein ruhiges Café zu suchen, um mich etwas auszuruhen oder mir einen Plan zu schmieden, um etwas in der Hand zu haben. Ich wählte das WB-Café, setzte mich an einen Tisch und bestellte mir einen Kaffee. Ich hätte gern gewusst, was das WB zu bedeuten hatte. Aus dem Radio über der Theke drangen interessante Klänge an mein Ohr. Die Radiosendung die meine Aufmerksamkeit erregte, nannte sich Grenzpunkt Null. Sollte das der von mir gesuchte G-Punkt sein, aber warum die Null? Vielleicht wusste der Radiomoderator, wo ich ihn finden könnte? Wolfsburg, Warner Brother, Warren Betty, Wilhelm Busch, Wattebausch, Wasserbauch oder Werder Bremen, ich wusste im Moment nichts mit dem WB anzufangen.
Dann traf ich einen gewissen Xavier, der unbedingt stiller Teilhaber meiner Suche werden wollte, obwohl wir uns erst seit wenigen Minuten kannten. Einige Sportfreunde ermahnte er, etwas stiller zu sein, doch er machte aus Wasser keinen Wein. Ich sagte ihm sicherheitshalber, dass ich nicht den heiligen Gral zum Ziel meiner Schatzsuche gemacht hätte. Erklärend fügte ich hinzu, dass ich auch nichts von einer Schatzinsel wisse und sowieso nicht schwimmen könne und dass sich die Schatzkarte ebenfalls nicht in meinem Besitz befand. Erstaunlicherweise reichte ihm das als Pfand und einige leere Flaschen Bölkstoff.
Diese hatte ich noch von meinem kürzlich abgestatteten Besuch in Cartoonshire, als ich gemeinsam mit Werner das Fußballspiel Holstein Kiel gegen 1. FC Süderbrarup auf dem Kieler Marktplatz beim Public Viewing bestaunte. Was für ein Fest der Sinne für alle die dabei waren und denen wegen der Marktschreier nicht die Trommelfelle platzten. Nicht so viel Glück hatten die Domspatzen, als sie patzten. Aber auch Träume zerplatzen auf Matratzen ohne einen Plan B. Anschließend beendete ich meinen Besuch und begab mich wieder in die reale Welt, um meine Suche nach dem Punkt G fortzusetzen. Die Gegenwart Vitus Berings bemerkte ich nicht, also ging ich der nächsten Straße und meiner Nase nach, nach Naseweißhausen zurück, woher ich nicht kam und auch nie hinwollte. Zum Glück bog ich an der übernächsten Kreuzung falsch ab und war einige Wochen später wieder auf dem Basar in Sansibar. Dort setzte ich mich wieder in das Café und begann zu sinnieren. Wasserbett, Waschbrett, Wohnungsbau, Whiskeybar, Wolfsberg, Wonderbra oder Willy Brandt, woher war mir das WB nur bekannt? Ich musste Nießen, daraufhin bestellte ich mir einen Kräutertee zur Sicherheit und erinnerte mich an einen Vers von Vitus Bering, der nie veröffentlicht wurde. Allzu weit kam ich in meinen Erinnerungen allerdings nicht, denn einige Minuten später gesellte sich Xavier erneut zu mir. Er erkundigte sich sogleich nach dem Stand meiner Suche. Ich gab ihm eine Übersicht mit Zeilen aus Gold, die den Stand wiedergaben. Er stellte mir seltsame Fragen. Wo komme ich her? Bist du am Leben interessiert? Bist du aufgewacht? Wo willst du hin? Was wir alleine nicht schaffen, wir gehören zusammen, alle Männer müssen kämpfen. Dann verabschiedete er sich und wünschte mir ein Legeres Waidmanns Heil. Ich dankte ihm Gott grüßend.

Als ich beim Verlag vorbeischaute, wurde ich mit einer Nachricht positiv überrascht. Die Bild berichtete augenscheinlich, dass die Quietschentchen-Trilogie in der ersten Woche bereits 9,5 Milliarden Mal über die Ladentische der Welt ging. Bei ca. 8 Milliarden Einwohnern auf unseren Planeten, auch die illegal eingereisten, weil die woanders wiederum fehlten, fand ich das einen guten Schnitt für sieben Tage. In sieben Tagen kann man gottlob vieles schaffen. Der Spiegel berichtete allerdings nur über den Focus der freien Presse auf die Legalisierung der Kresse. Linke hauen Rechten auf die Fresse, stand in einigen ländlichen Tageszeitungen, in anderen Rechte hauen Linken auf die Lippen. Eine recht unorthodoxe Berichterstattung wie ich finde, die muss wohl Wahlkreis abhängig sein, Pressefreiheit halt. Dann las ich noch, dass St. Pauli das Derby gegen den Hamburger SV gewonnen hatte und freute mich. Ein Hamburger wäre jetzt auch lecker, dachte ich mir so, bevor mir einfiel, dass ich ja Vegetarier bin. Daraufhin musste ich mich übergeben. Nebenbei fragte ich mich nicht überraschender Weise, ob die 9,5 Milliarden Exemplare auf den Ladentischen nur hin- und hergeschoben wurden und dies eben 9,5 Milliarden Mal. Mein Konto war immer noch leer, dank Online-Banking-App wusste ich das. Gut das ich diese habe, um zu wissen, dass ich nichts habe.
Es regnete nicht nur in Seattle in Strömen und ich beschloss meinen Todfeind Toonoon um Rat zu fragen. Er hatte die Schirmherrschaft über das Böse in Cartoonshire. Da ich real zu gut bin und meine bisher erfolglose Suche nach dem G-Punkt zwangen mich zu diesem Schritt. Doch ich war nicht alleine, also gingen wir zu dritt. Xavier ging gleich mit, Werner wartete schon auf der anderen Seite der Realität und ich hoffte wir kämen nicht zu spät. Das taten wir auch nicht, Werner hingegen schon. Er erklärte uns, Meister Röhricht hätte in unnötig aufgehalten, weil der dachte, die Russen wären im Keller und Eckehard konnte ihn erst mit einem Kräuterlikör von Frau Hansen beruhigen, als diese schon gegangen war. Und das war wahr, sagte Werner zur Bekräftigung und nahm einen kräftigen Schluck aus seiner Bölkstoffflasche, um anschließend mit einem seiner unnachahmlich legendären Rülpser, in unseren Ohren Membrane zum Vibrieren zu bringen, von denen wir gar nichts wussten. Xavier musste husten und dann konnten wir endlich zu Toonoons Palast weitergehen. Xavier fühlte sich als Comicfigur etwas unwohl. Ich versicherte ihm, dass sich das legen würde, bevor die Geschichte verlegt werden würde. Außerdem erzählte ich ihm die Geschichte über einen Freund, der von Merseburg nach Moskau mit dem Dreirad unterwegs war, aber nicht der verwegene Dreiradfahrer am Drive Inn vorm M damals zu Beginn meiner heutigen Verwirrungen. Das beunruhigte ihn zutiefst, doch er ließ es sich anmerken. Werner und ich ignorierten ihn und gingen weiter, denn wir wussten, dieser Weg wird kein leichter sein. Toonoon war nicht zu Hause, also gingen wir erfolglos zurück.

Dann muss ich meine Suche wohl in der nächsten Real Art Fiction Geschichte fortführen. Trotz der Allüren meines Unterbewusstseins und der Bewusstlosigkeit meines Wahnsinns freue ich mich bereits darauf den G-Punkt endlich zu finden und das WB Versteckspiel zu enträtseln. Bis dahin gehabt EUCH wohl.
TK
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