Silvesterglücksraketen auf Abwegen über Antwerpen oder Verlegenheit macht Liebe
- wortbeat
- 17. Apr. 2020
- 7 Min. Lesezeit
Auf der Suche nach einem geeigneten Verlag, erlag ich der Versuchung eine weitere Geschichte mit Nebenrollen und Gastauftritten bewegter und unbewegter Bilder, geschichtsträchtiger Personen sowie kultureller Dienstleister zu besetzen und folglich auch zu schreiben, obwohl ich dachte, die Tabletten würden helfen, so etwas nicht mehr tun zu müssen, aber da lag ich wohl, wie so oft im Leben, falsch. Immerhin war es besser, als der Tag an dem ich in einem Gebüsch lag und erwachte in Wehrmachtsuniform, das war bei der NVA in der DDR die Norm, da die Staatsmacht kein Geld hatte, neue nähen zu lassen und außerdem wollten die lieber den Westen hassen. Auch lag ich völlig neben meiner Mütze, vor oder in einer Pfütze Morgentau, wie ich hoffte. Das Gute daran war, mir war das scheißegal und es waren nur noch 30 Kilometer bis zur Kaserne und ich hatte kein Geld mehr. Was keine Rolle spielte, da es nichts Lohnendes zu kaufen gab. Und diese abschweifende Zeitreise hat überhaupt nichts mit irgendetwas zu tun, schon gar nicht mit der folgenden Story, aber vielleicht spinne ich den Faden bei Gelegenheit weiter.
In der folgenden fiktiven Geschichte aus meinem zukünftigen Leben beehren uns diesmal in unwillkürlicher Reihenfolge benannt die folgenden Gäste: Vitus Bering, Michael Jordon, Courtney Love, Kurt Cobain, Dirk von Lowtzow, Jean de La Fontaine, Theodor Fontane, Cindy & Bert, Robin Hood, Bruder John. Sowie die Movies und Lektüren: Per Anhalter durch die Galaxis, Falsches Spiel mit Roger Rabbit, Space Jam, Freitag der 13., Glennkill, Pluto, Ernie & Bert, Catwo- und Batman. Für den ersten Teil der Quietschentchen Trilogie bin ich diese Aufstellung auch noch schuldig und werde dies definitiv bleiben, um nicht ganz unschuldig an dem folgenden Dilemma zu sein. Und außerdem gab es dort nur wenige Cameos, weil ich damals noch nicht so berühmt war, wie ich hätte sein können, wenn ich gewollt haben würde.
Eigentlich sollte er nicht nach draußen gelangen, aber eine frisch gezeichnete Tür des Bösewichts Toonoon und ein eisiger Nordostwind ermöglichten ihm die Flucht. Somit war Vitus Bering frei. Im Labor unter nicht animalischen und unrealistischen Umständen gezüchtet, sollte er die Wirtschaft in Cartoonshire schwächen, damit die globale Kartonindustrie der realen Welt nicht kollabierte, sowie wegen dem falschem Spiel mit Roger R. und dem Streben nach Reichtum und Macht einiger fehlgeleiteter Schafe, die entweder zu viel über Glennkill wussten, ihre Herde nicht mehr wiederfanden oder die Bibel falsch interpretierten.

Es sei wie es sei und dann war es so, denn nun geschah das Gegenteil. Man könnte sagen, aber ich schreibe es lieber, Achtung jetzt kommt ein Karton. Ding Dong. Ja? Wer ist da? Doch Vitus ging in die erste Wirtschaft, die sich ihm in den Weg stellte und bestellte sich einen Sex on the Beach sowie separat einen Karton KO-Tropfen für einen fairen Kampf gegen sich selbst. Dann infizierte er die nach seinem nicht mit ihm verwandten Namensvetter benannte Beringstraße und im Anschluss den Rest der Welt, soweit sie ihm bekannt war. Sein letztes Upgrade diesbezüglich hatte er 1917 kurz nach der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution im November, also im Dezember, erhalten. Da es gleichzeitig sein Weihnachtsgeschenk war, hielt er daran fest. Pluto hingegen wollte nicht loslassen und war immer noch darüber traurig, dass Pluto der Planetenstatus aberkannt wurde. Was machte das dann alles noch für einen Sinn? Optional könnte er den neuen Mond anheulen, von dem er gehört hatte, als er gerade wegsah, aber der hatte keine Corona und das erschien ihm suboptimal und er verließ den Saal, um neue Welten zu entdecken. Roger R. hingegen freute sich astronomisch und wollte nicht mehr durch den Berufsverkehr hangeln und stattdessen im Haus am See mit Bugs Bunnys Freundin angeln. Und dann durfte er auch endlich richtig mitspielen. Zum Dank dafür besorgte Roger R. mir das Gegenmittel im Schlussviertel des Basketballspieles Monstars gegen Tune Squad und ich konnte zusammen mit Michael Jordon die Welt retten. Vitus Bering war vorerst besiegt, Cartoonshire und die reale Welt gerettet sowie Toonoons teuflischer Plan vorerst vereitelt.

Im Anschluss hatte ich einen enormen Muskelkater, aber Catwoman war nicht mehr in der Lage gegen diesen zu kämpfen, sie hatte zum Frühstück Chili und litt an Krämpfen. Ich gab ihr etwas zur Entspannung, danach fühlte sie sich leer und ohne Tarnung. Zur Sicherheit gab ich Entwarnung. Die Lage beruhigte sich schnell und keiner sah sie gehen. So konnte ich Robin schon von weiten sehen und durch meinen Babelfisch verstehen. Er sagte: „Ich bin Batman.“ und Batman stöhnte und erwiderte: „Ja Mr. Hood, aber überspannen sie den Bogen nicht, wenn Bruder John zurück ist, gehe ich zu meiner Schwester vor.“ Ich nutzte das nutzlose Wortgefecht und sprang mit einem Satz wortlos in den Wald. Es kam der Punkt, um frische Luft zu schnappen und um mich heimlich aus Cartoonshire zu schleichen, bevor sie mich schnappten. Schließlich musste ich mich noch um einige andere Dinge kümmern, die für meine Geschichte wichtig waren. Und damit würde ich jede Menge zu tun haben. Der Teppich, die Trilogie, der Kurt und der Syntaxerror in meiner Nachbarschaft waren nur einige wenige davon.
Er (47), freidenkender gedachter Dichter, mit Ambitionen zum Wahnsinn, vor allem gemacht in der Silvesternacht, sucht Sie (44), mit geregeltem Einkommen und Ambitionen Scherbenhaufen unter den Teppich zu kehren, den Er (47) noch kaufen muss, nicht den Scherbenhaufen, falls Sie (43) keinen mitbringen kann, weil fliegende Teppichhändler in ihrer Straße Flugverbot haben. Aber vielleicht würde die Teppichmetapher reichen, um seine Armut zu verbergen. Außer, dass Er (47) keinen Teppich hatte, konnte Er (47) viele Dinge benennen, die Er (47) nicht hatte, allen voran Sie (42) und ein erfülltes Leben. Des Weiteren wünschte Er (47) sich, dass Sie (41) sexbesessen sei und gut kochen könne.

Meiner Verlegerin teilte ich mit, dass jetzt der dritte Teil der Quietschentchen Trilogie auch das Haus verlassen hatte. Ich übermittelte ihr mein Bedauern darüber, wie schnell die Drei groß geworden sind. Und jetzt waren sie außerhalb des Pfortengässchens, ihrer Heimschmiede, draußen in der großen weiten Welt. Ich wies sie darauf hin, dass sie jetzt alleinige Besitzerin der Rechte an der Trilogie wäre und sie möge damit behutsam umgehen, auch solle sie nicht gleich größenwahnsinnig werden, da ich ihr die wahre Identität von Lord Opulente V. Ente alias L.O.V.E. alias Jean de La Fontaine in meiner Enthüllungsgeschichte preisgegeben hatte. Leider erhielt ich dafür keinen Oscar und Pulitzer war sich zu nobel, Guten Tag zu sagen, da wir uns erst zum Mittag trafen. Die Identität des Lords war eines der am besten gehüteten Geheimnisse im fabelhaften Cartoonshire. Ansonsten wünschte ich ihr ganz verlegen, gute Besserung, da sie sich oft verlegte. Danach machte ich kein Mittag, aber tat so als ob. Keiner bemerkte es. Wie lecker so ein Placebo doch duften kann. Das sparte mir Zeit und Geld. Irgendwie musste ich ja mein Lotterleben finanzieren, so lange ich Sie (40) noch nicht gefunden hatte.
Am Nachmittag wollte ich Kurt kurz im Pflegeheim besuchen. Dort versteckte er sich nunmehr seit über 25 Jahren vor der Liebe und dem Regen in Seattle. Die Schirmherrschaft über sich hatte er längst verloren, denn er verlor des Öfteren seinen Kopf und behauptete immer wieder, sie würde ihn enthaupten wollen, so wie es letztendlich auch nicht in der Zeitung gestanden hätte. Sowie der andere ganze Schrott, der in seinem Kopf Platz hatte. Doch dies stimmte nicht mit seiner Realität überein, da es für ihn kein Bild ergab, welches sich zu malen lohnte. Er sang schon lange nicht mehr. Aber ein Bild ergab sich für mich, wenn ich seine bildhübsche Pflegerin sah, mit ihren langen Beinen und keinen BH, aber HB in der Jackentasche, ich fragte sie nach einer Zigarette, mein Haupt wurde dabei zu Asche. Ich wünschte mir, sie wäre Sie (39) und dass ich Süßigkeiten eingesteckt hätte, um mich und meinen Blutzuckerspiegel zu beruhigen. Doch ich fand nichts dergleichen und ließ mich in diesem kritischen Zustand alleine stehen. Ich wollte gerade gehen, da begegnete ich im Flur einem Herrn, der behauptete, er sei Jean de La Fontaine und er stand wie einst Theodor Fontane nicht unter Quarantäne. Dieser hatte trotzdem Effie Briest geschrieben, von Vitus Bering war dabei allerdings nicht die Rede und auch keine Wendung in Sicht. Sein Name kam mir irgendwie bekannt vor. Ihm, Jean de La Fontaine, war nichts geblieben außer sein Faible für fabulöse Fabeln, wie er mir sehr detailliert berichtete und er fügte süffisant hinzu, weil Samstag wegen der vielen Freizeitbeschäftigungsmöglichkeiten Selbstmord war. Das hätte ihm Dirk von Lowtzow bereits am Mobilfunktelefon vor einigen Jahren gesagt, worauf er erwidert hätte, wir sind hier nicht in Seattle Dirk. Aber für manche scheint es auch digital nicht besser zu sein, einen Sonntag zu haben, auch nicht medium oder durchgebraten. Da bekam ich wieder Hunger, aber täuschte mir ein Sättigungsgefühl vor. Die Blähungen die ich beim Gedanken an einen Rhodos Teller bekam, verflüchtigten sich zum Glück sehr schnell im Nichts, wo sie von Natur aus auch hingehörten, obwohl ich mich nicht in Griechenland befand.

Die vielen neuen Einflüsse sollten für einen Donnerstagnachmittag auch reichen, also trat ich den Heimweg an. In meiner Festung der Einsamkeit angekommen, ignorierte ich mich und verweigerte mir meine Aufmerksamkeit. Stattdessen streamte ich auf Netflix, Freitag der 13. Doch dieser Montag sollte einfach nicht besser werden. Mir fiel das Lied, Immer wieder sonntags, von Ernie und Bert oder Cindy und Gerd ein, also beschloss ich ins Bett zu gehen und den Rest der Woche davon zu träumen. Zuvor checkte ich noch mehrfach mein Mehlfach, aber es lag keine Post auf dem Vordach. Vermutlich hatte mein Inserat noch nicht gezündet und Sie (38) immer noch nicht erreicht oder Sie (37) steckte immer noch in einem Deutschkurs fest, der als Zweitsprache mit etwas Glück Französisch beinhaltete.
Am Dienstagmorgen gegen 15 Uhr weckte mich das Telefon, wofür ich es auch an den anderen Tagen schon hasste. Ich fasste an die Leertaste aus Plaste und dachte, Platin wäre auch schön. Es war meine Verlegerin, sie hatte ein Herz aus Gold, ich einen Ständer und legte mich wieder hin. Diese berichtete mir ganz aufgeregt, dass die Trilogie voll einschlug und dass wir uns unbedingt treffen müssten. Bisher kannten wir uns nur telefonisch und wir verabredeten uns für heute Nachmittag 17 Uhr. Ich dachte mir nur, das würde eng werden. Mit dem Modellflugzeug würde ich es nicht mehr rechtzeitig schaffen, also nahm ich die Zeitmaschine. Als ich am Treffpunkt in Antwerpen eintraf, schlug es bei mir wie eine Bombe ein. Ich sah Sie (36) und eine glänzende Zukunft. Sie (35) war meine Verlegerin und jetzt war es an mir, verlegen zu sein. Der ganze Sonnenschein der letzten Wochen überflutete mein zukünftiges Sein. Dann erinnerte ich mich kurioserweise an eine wasserdichte Visitenkarte mit dem Wort FABULOSUS. Der Sekt floss in Strömen. Nach der zweiten Flaschen, planten wir einen Urlaub in Böhmen.
Ich erwachte irgendwann am Mittwoch in Brüssel und alles war gut. Sie (34) lag neben mir, das Leben vor mir, Belgien um uns herum. Für die Welt war es wie immer fünf vor zwölf, aber wir hatten Sex bis sieben. Die Sonne schien für uns allein. Was für ein fabelhafter Regentag. Auf dem Rückweg vom Bäcker riss ich ein Blatt von einer Hecke ab und freute mich schon auf den Glückskeks, den es zum Mittag geben würde. TK
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