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Erpel ohne Ende

  • wortbeat
  • 20. Dez. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Kompetente Komponente

Citroen 2 CV 6 Ente

unter Hühnern eine Legende

machte Spaß behände

wahrhaftig auch der Polente

manchmal war sie multipel

Entchen Erpel oder Ente

aber hat gehalten bis zum Ende

fuhr dann trotzdem gen Himmel

meine wilde rote Ente.


Wegbesprechung mit Zugang nach oben

Einige Oldtimer im Oldtimer Citroen 2 CV 6, der und meiner legendären Ente.


Das kleine Wortexperiment „Erpel ohne Ende“ hatte ich bei meiner ersten Lesung 2018 unter der Rubrik „Allzu Lustiges“ preisgegeben. Unterlegt war das Ganze von französischer Kaffeehausmusik und Rotwein mit Chic.


Meine knallrote Ente hatte ich mir 1993 geleistet, obwohl ich sie mir nicht leisten konnte. Als ich wieder einmal im strömenden Ilmenauer Regen klitschnass auf dem Fahrrad unterwegs war, sah ich sie am Straßenrand stehen. Vom Regen leicht frustriert, hatte mich sofort in die Ente verliebt und alles war gut. Der Spaß hat mich seinerzeit 5.400 DM gekostet, auf Finanzierungsbasis versteht sich, also quasi so etwa 6.000 DM. Aber ich habe keinen Pfennig davon bereut. Man ist nur einmal jung.


Den Spaß, den ich mit ihr hatte, war gewissermaßen unbezahlbar. Menschen winkten aller Orte mit einem Lächeln auf dem Gesicht, selbst Polizisten schmunzelten. Mit der Ente wurde ich auch nie zu einer Verkehrs- oder Grenzkontrolle herausgewinkt, eine Geschwindigkeitsüberschreitung war ja quasi auch nur in Ortschaften möglich, aber da bin ich immer extra langsam gefahren, dass alle Winkenden auf ihre Kosten kamen. Einmal auf der Rückfahrt von Amsterdam war ich echt froh, dass uns niemand kontrollierte, wer kennt schon die Inhalte aller anwesenden Hosentaschen.


Eine Legende, die Ente

Nachdem ich ein Jahr später den TÜV neu machen ließ, stellten sich irgendwann ein paar technische Macken ein, die ich in der Regel selbst reparieren konnte, da ich während meines Militärdienstes zum Kfz-Instanthaltungsmechaniker ausgebildet wurde, gegen meinen Willen, da ich mit Kraftfahrzeugen, außer sie zu fahren, nichts am Hut habe. Ich muss gestehen, dass ich die Liebe der Deutschen zu ihren Autos nicht mitgehen konnte. Meine Eltern müssen vergessen haben, dieses Interesse in meiner Wiege zu deponieren.


Einige Deformierungen hatte meine trotzdem geliebte Ente auch schon hinnehmen müssen. Einmal bei Glatteis ist mir plötzlich ein Baum vors Auto gesprungen oder ich von der Straße, alles war so weiß, wer weiß das dann noch so genau. Ich einigte mich mit dem Baum auf ein Unentschieden und wünschte ihm frohe Weihnachten. Ein anderes Mal ist mir in Steinbrücken ein freundlicher Konzertbesucher auf die Motorhaube gesprungen, ich glaube mich zu erinnern, dass er wohl dachte, eine Biene zu sein. Auf jeden Fall war die Motorhaube danach total verknittert, aber ich dachte mir nur, das hätte jeden passieren können. Des Weiteren war im Faltdach mittlerweile ein größer werdender Riss zu sehen, obwohl es meines Wissens keine Messerstecherei in meinem Entchen gegeben hatte. Bei Regenwetter störte das Einlass verlangende Regenwasser dann doch mit der Zeit. Also fuhr ich kurzer Hand zu einem Autofriedhof in der Nähe, in der Hoffnung dort ein nicht defektes Faltdach zu bekommen. Und in der Tat stand dort eine wunderschöne weinrot schwarze Ente mit einem wasserdichten Dach.


Schrottplatzschönheit

Nach genauer Inspektion stellte sich heraus, dass das Fahrzeug in einwandfreien technischen Zustand war. Der Schrotthändler wollte 400 DM für das schmucke Stück haben. Es gab nur ein Problem, da das Fahrzeug verschrottet wurde, gab es keinen Kfz-Brief mehr dafür. Ich bot dem Schrotthändler 450 DM an, wenn er meine Ente verschrottet, ich das Kennzeichen an die andere Ente schrauben könne, ohne dass er es bemerke. Er willigte ein. Ich räumte meinen Krempel und das Autoradio in mein neues Gefährt, schraubte die Kennzeichen an und fuhr meines Weges. Mir war klar, dass die Farbe und die Motornummer nicht zum Kfz-Brief passten, aber ich war mir sicher, dass würde bis zum nächsten TÜV nicht auffliegen und bis dahin waren es noch 20 Monate. Aber ich war jung und brauchte die Ente. Und ich hatte Glück, auch weil Enten scheinbar unkontrollierbar sind. Aber zu empfehlen ist diese Handlungsweise definitiv nicht. Entchen-Schummelei ist ungesetzlich.

Und ja, meine Ente hatte ein Quietschentchen.


Das Foto stammt von einem Trip zu einem Gig, in einem Paralleluniversum oder im Spiegellabyrinth der ersten Hälfte der Neunziger Jahre des letzten Jahrtausends, der Band Endzeit. Eines unserer drei Beförderungsmittel, neben einem 15 Jahre alten Opel Kadett E und einem 16 jährigen VW Passat B2 Typ 32B. Nach dem Konzert leisteten wir uns einen 1981er Ford Transit. Sein hellblau passte so gut zu Ilmenau. Mit der Aufschrift Sieg mücke 66, dem Rest des Logos des Vorbesitzers, versehen, zogen wir von nun an in unserem eigenen Band-Bus durch die Lande, aber das nur am Rande.


Ford Transit Endzeit Tour Bus

Aber egal was für ein Auto man fährt, wenn man jung ist, fühlt man sich in jedem Automobil frei. TK

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