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Interview mit Robert Graefe

  • wortbeat
  • 22. Nov. 2019
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 1. Mai 2020

Mit seinen Moves an der Akustikgitarre und seiner Stimme fesselt und inspiriert Robert Graefe das Publikum. Der junge Musiker aus Ilmenau lebt seinen Traum, die Musik. Doch der Weg dorthin war ein langer Prozess. Robert studierte an der Technischen Universität in Ilmenau Medientechnologie. Neben seinem Studium spielte Robert in der Ilmenauer Band Diemantic und konzentrierte sich nach deren Abschlusskonzert am 18.10.2014 auf sein Soloprojekt, das er in kleinen Schritten weiter aufbaute. Doch schon während des Bachelorstudiums spürte Robert, dass das nicht alles sein kann. Immer wieder zog es ihn an die Gitarre und er ließ sich durch ein Video auf YouTube inspirieren, eine bestimmte Klopftechnik an der Gitarre zu lernen. Während seines Masterstudiums überkam ihn das Verlangen, voll und ganz seinen Traum der eigenen Musik nachzugehen. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf, unter andern die Angst vor dem Unbekannten.


Für Robert war ein Gespräch mit seinem damaligen Medienprojektleiter der Schlüsselmoment, in dem er sich entschied, sein Masterstudium abzubrechen. Nach dieser ersten großen Hürde spürte Robert, dass eine große Last von seinen Schultern fiel. Er fühlte sich lebendig und voller Energie.

Ich kenne Robert nun schon einige Jahre und habe als gute Freundin seinen Weg beobachtet. Seit einem Jahr lebt Robert von der Musik, er hatte den Mut, aus den gesellschaftlichen Vorstellungen von einem "anständigen Job" auszubrechen, um seinen Traum zu verwirklichen. Das ist etwas, wovor die meisten Menschen Angst haben. Ich bewundere ihn dafür und freue mich, dass ich ihn interviewen durfte und dies nun mit Euch teilen kann.




Foto: Franz Kostall


Das Interview


Was hat Dich dazu bewegt Musiker zu werden?

Ich wuchs mit der Musik auf, mein Vater spielt selbst Gitarre und als ich ca. 10 Jahre alt war, durfte ich bei einem Soundcheck seiner Band dabei sein. Der Gitarrist von der Band hat ein Lied von J.J. Cale - Cocaine gespielt und dieses Riff fand ich so cool, dass es bei mir zündete.


Damals war ich eher auf dem Hip-Hop Trip und hatte schon angefangen Texte zu schreiben und eine passende Melodie dazu im Kopf zu finden. Bis dahin hatte ich noch kein Instrument gespielt. Mit 12 Jahren hielt ich das erste Mal eine Gitarre in meiner Hand. Doch den tieferen Wert der Musik erkannte ich erst, als meine Eltern sich scheiden ließen. Durch die Musik konnte ich meine Gefühle ausdrücken und habe somit gleich angefangen, meine eigene Musik zu schreiben.

Es gab eine Phase, in der ich mit einem Kumpel fast ein Jahr lang rauf und runter Metallica hörte und sowas wollten wir dann auch machen. Durch weitere Kontakte entstand dadurch die erste Band, die ich mit gegründet habe, Diemantic.


Wie würdest Du Deine Musik beschreiben?

Sagen wir mal so, wenn ich jemanden meine Musik beschreiben muss, dann sage ich, dass sie ein bisschen so klingt, als würde Sting seine Liebe zu Metallica entdecken, das auf der Akustikgitarre ausleben und dabei vergessen, dass er nicht am Schlagzeug sitzt!

Oder eben alternative Musik aus dem Rock und Metalbereich in einem akustischen Gewandt.

Am meisten spricht es ein Publikum an, das musikalische Fertigkeiten schätzt. Jeder, der obendrein noch Post-Grunge bis Metal hört oder mal gehört hat, wird es lieben. Es kann als Schnittstelle, zwischen dem funktionieren, was Metal ist und aus dem, was das Nischenpublikum vereint.


Was möchtest Du mit Deinen Liedern bei den Zuhörern auslösen?

Hauptsächlich schreibe ich die Lieder für mich, ich möchte mich damit reflektieren. Dadurch merke ich sehr schnell, wie meine aktuelle Gefühlslage ist. Zuerst entsteht eine Melodie und dann der Text. Meine Musik und die damit verbundenen Erfahrungen oder Gefühle möchte ich mit anderen teilen und am Ende können die Leute selbst entscheiden, inwieweit sie damit etwas anfangen können oder sich ggf. sogar wiederfinden.


Auf meinem letzten Album MUDRA geht es um Selbstverantwortung, das war am Ende mein Prozess, den ich beschritt, um mir meinen Traum zu verwirklichen. Sowohl die Texte als auch die Melodien drücken das aus, aber vor allem die Worte, da diese greifbarer sind.


Wer oder was inspiriert Dich bzw. gibt es ein bestimmtes Vorbild?

Als Vorbilder und Inspiration kann ich nicht anders, als nochmal Metallica - im Besonderen deren Frontmann James Hetfield - zu nennen. Er war der Einfluss schlecht hin! Ansonsten andere Musik, vor allem im Metalbereich, aber auch diverse Bücher oder Filme. Visuelles, vor allem Kunst.


Welche Rolle spielen die sozialen Medien für Dich? Wie wichtig sind z.B. YouTube oder Facebook?

Definitiv unverzichtbar! Ich habe mich mental schon darauf eingestellt, mich auf 4 Sachen zu beschränken. Da wären die Homepage, Facebook, Instagram und YouTube. Das sind die Kanäle, die sich für mich persönlich am besten eignen, um mit Leuten in Kontakt zu kommen. Auf Spotify und Co. bin ich auch vertreten, damit mich die Leute finden, die dort nach mir suchen. Aus meiner Perspektive als Musiker würde ich aber andere Plattformen vorziehen.


Was ich gut finde, ist Bandcamp, das ist eine Plattform, um auf unbekannte Künstler aufmerksam zu werden. Es ist schwierig, die Leute zu erreichen, die sich auch wirklich für die Musik, die ich mache interessieren. Insgesamt brauche ich so ca. 5 Stunden die Woche für meine Eigenwerbung in sozialen Medien. Hierbei könnte ich definitiv noch etwas mehr Zeit investieren, aber bisher habe ich mich mit den sozialen Medien schwergetan. Nicht umsonst habe ich noch mein altes Nokia Handy.


Was ist ein kurz- und ein langfristiges Ziel von Dir?

Ein kurzfristiges Ziel, also unter einem Jahr, ist die erste Veröffentlichung der ersten Folge von "The Demo Tape Factory". Das soll eine Serie von Videos auf YouTube werden, die mein Vorgehen beim Schreiben und Aufnehmen von Musik für den Zuschauer zugänglich macht. Mein langfristiges Ziel ist das nächste Album POETRY OF A CYNIC. Da geht es um unsere Wahrnehmung. Welche Perspektive wir einnehmen können, um etwas zu erreichen oder eben nicht zu erreichen, oder, wie uns etwas davon abhalten kann. Das können beispielsweise Ziele und Wünsche sein auf die wir selbst positiven oder negativen Einfluss nehmen können. Auf diesem Album will ich dieses Konzept der Wahrnehmung durch einen Gegensatz aufgreifen: Den Gegensatz von Poesie - die alles, was sie sagt, schön ausdrückt - und dem Zyniker - der alles, was er sagt, hässlich ausdrückt. Daher der Titel: POETRY OF A CYNIC.


Das bedeutet, mit der Poesie eines Zynikers ist alles möglich. Es kommt nur darauf an, aus welcher Perspektive du es betrachtest!


Zum Albumcover werde ich noch nicht viel sagen, nur, dass ich möchte, dass die CD für sich sprechen soll. Ich möchte als Musiker nicht im Vordergrund stehen, sondern die Musik voranstellen. Für mich ist es viel spannender, wenn die Leute, die sich meine CD kaufen wollen, sich selbst mit dem Cover auseinandersetzen, um sich später mit mir darüber unterhalten zu können. Denn genau solche Gespräche bringen mich mitunter auf neue Ideen.


Wann und wo war Dein erster bezahlter Auftritt?

Mein erster Auftritt als Solokünstler war 2014 im Café Bohne in Ilmenau. Ich war sehr aufgeregt, es waren ca. 100-150 Leute anwesend. Der Abend kam sehr gut an und es hat mir richtig viel Spaß gemacht.


Was war bisher Dein schönstes Erlebnis bei einen Deiner Auftritte?

Es ist schwer, von ca. 200 Auftritten einen speziellen Moment rauszusuchen. Es sind auf jeden Fall mehrere schöne Erlebnisse. Für mich ist es der gesamte Gig! Am schönsten finde ich die Gespräche nach dem Konzert. Es ist sehr inspirierend, sich im Anschluss mit interessierten Leuten zu unterhalten. Anhand der Gespräche bekomme ich mit, welche Leute ich mit meiner Musik erreicht oder gar berührt habe. Das sind für mich die schönsten Momente. Dadurch entsteht eine direkte Verbindung mit den Menschen und mit einem selbst. Am Ende des Abends trinkt man gemütlich zusammen sein Bier und unterhält sich über Gott und die Welt.


Welches Deiner Lieder ist Dein Lieblingslied und warum?

Meistens ist es das Neuste, aber wenn ich genauer darüber nachdenke, war es lange Zeit "Epilog" von dem Album THE UNWRITTEN CHAPTER. Vermutlich deswegen, weil der Song in die Metal -Richtung geht und dennoch ins Singer-Songwriter Genre passt. Auf dem aktuellen Album MUDRA sind meine Lieblingssong "Nocturnal Shades" und "Of Roots & Wings".


Dank dem Song "Of Roots & Wings" erzählt das Album MUDRA eine zusammenhängende Geschichte, da der Song die anderen Titel benennt.


"Another Setting Sun" setzt sich beispielsweise damit auseinander, wie uns Ängste von außen einschränken und wie befreiend es ist, sich diesen fremden und eigenen Ängsten zu stellen. Selbstverantwortung ist Arbeit, aber ist eine sehr bereichernde Arbeit. Es lohnt sich. "Horizons" beleuchtet den Vorteil eines gesunden Selbstwertgefühls im Hinblick auf den Dialog mit anderen. Solange wir uns nicht trauen zu uns selbst zu stehen und uns selbst richtig zu verstehen, wird es uns auch schwer fallen, von anderen verstanden zu werden. Selbstliebe begünstigt also unsere Kommunikation.


"Of Roots & Wings" soll Ansporn geben, den Sprung zu wagen, aber dennoch nicht kopflos zu sein und auf seine Wurzeln zu vertrauen. Wir sollten unsere Flügel nutzen, um auch mal zu fliegen! Das Gleichgewicht zu finden zwischen dem Gefühl der Freiheit und Sicherheit, das ist der Tenor von "Of Roots & Wings". "Nocturnal Shades" handelt davon, wie viel Einfluss die Vergangenheit auf uns hat, wie sie dich immer wieder einholen kann, wenn du dich nicht mit ihr auseinandersetzt.


Ich mache mir sehr viele Gedanken über die Titelreihenfolge meiner Lieder. Sowohl live als auch auf dem Album kann man darüber sehr großen Einfluss auf die Wirkung des Gesamtbildes nehmen. Ich liebe es mit der Reihenfolge zu experimentieren und zu erleben, welche Spannungsbögen besser oder schlechter funktionieren. Am Ende ist das größte Geschenk meiner Arbeit, kreativ sein zu können und dieser Kreativität direkt Ausdruck verleihen zu können.


Der nächste Auftritt in Ilmenau findet am 23.11.2019 im Café Bohne statt. Außerdem findet Ihr hier noch die Links für die sozialen Medien, welche auch weitere Tour-Daten beinhalten.



An dieser Stelle möchte ich mich nochmal herzlich bei Robert für das Interview und die wirklich inspirierenden Worte bedanken! Mir hat es sehr viel Freude bereitet! 

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